Kunstunterricht 9. Klasse

Grundsatzfragen und eine kurze Zusammenfassung

Später werde ich eine detaillierte Beschreibung geben


Wann soll diese Epoche stattfinden?

Zum ersten Mal in ihrer Schulzeit erleben die Neuntklässler den Kunstunterricht pur.

Als Lehrplanangabe gilt die Entwicklung der bildenden Kunst zu behandeln vom Alt-Ägypten
bis Rembrandt.

Was ist die Aufgabe?                                                                                                                           Um einen kunstgeschichtlichen Abriss über einen solch langen Zeitraum gründlich zu entwickeln dafür wird einerseits eine heutige Schule kaum den entsprechenden Stundenanzahl bereitstellen, andererseits ist es die Frage, ob die heutigen Schüler eine solche Exkursion in die Vergangenheit überhaupt mitmachen.

Caroline von Heidenbrandt (siehe Literaturverzeichnis) schreibt über diese Epoche folgendes: Durch den Kunstunterricht soll ein Gegengewicht zu den naturwissenschaftlichen Fächern geschaffen werden, indem das Verständnis entwickelt wird, wie sich die einzelnen Künste in den verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte entwickelt haben, wie das eine oder das andere Kunstmotiv in diesem oder jenem Zeitalter eingreift.                                                            Sie weist damit auf etwas wesentliches hin. Der Epochenunterricht bezweckt offenbar etwas anderes als eine eigene Fachbehauptung. Wenn gesagt wird: "es soll ein Gegengewicht zu den naturwissenschaftlichen Fächern geschaffen werden...", dann besagt das, dass die Epochen im klaren Kontext zu einander stehen und auf einander abgestimmt sein sollen, dass die Schüler nicht einseitig gefördert werden und dass durch den Fächerkanon immer wieder ein Ausgleich geschaffen werden muss.                                                                                                                      Im Schuljahr die geeignetste Lage für die Kunstepoche zu finden und ihren Dauer auf das seelische Bedürfnis der Schüler abzustimmen, ist eine eminent wichtige Aufgabe, die das Oberstufenkollegium - menschenkundlich begründet - ausarbeiten muss, damit ein Fächerkanon entsteht, der weder durch Sachzwänge, noch durch irgendwelche sonstigen äusseren Umstände bestimmt wird.

Wie aber wird man der Lehrplanangabe zum Kunstunterricht gerecht?

Zum Inhalt der Kunstepoche

Wer sich fragt, wie man den kunstgeschichtlichen Bogen verständlich machen kann, welche Inhalte man hervorheben und welche Inhalte man übergehen soll, der stellt die falsche Frage, denn diese Frage ist keine fachspezifische, sondern eine pädagogische. Die Schüler sind in ihrer Entwicklung an dem Punkt angelangt, an dem die Auseinandersetzung mit den bildenden Künste notwendig wird.                                                                                                                                Solche Richtlinien dürfen nicht als feste Vorgabe aufgefasst, solche Richtlinien müssen durch Beobachtung gewonnen werden, erst dann erhalten sie Leben und erst dann wird der Inhalt des Kunstunterrichtes auch bestimmbar.                                                                                                        Eine persönliche Beobachtung mag hier hilfreich sein.

Wenn die Schüler in den vorangegangenen Schuljahren eine gründliche Schulung im Zeichnerisch - Malerischen erhielten, so erlebte ich in einer neunten Klasse immer wieder, mit welcher Freude und mit welchem Enthusiasmus sich die Schüler mit dem menschlichen Antlitz auseinandersetzten. Egal ob es sich um das Abzeichnen von Fotoporträts, um das Nachzeichnen einer Modellvorgabe oder das Porträtieren nach dem Leben handelte, verschiedenste Schüler machten sich das Porträtieren gar zum Freizeitvergnügen, in Pausen zeigten sie mir ihre Bilder und baten mich um Hinweise wie sie welche Probleme bewältigen sollten.

Die Auseinandersetzung mit dem Porträt mag für manche Kollegen ein Problem darstellen, weil sie sich sagen, dass das Porträtieren eine Themenstellung der zwölften Klasse sei und nicht in einer neunten Klasse hingehört. Sie werden vielleicht den Kopf schütteln und resigniert denken: schon wieder wird vorgegriffen, alles machen die Schüler verfrüht. Wie schade! Wer aber solche Auffassung vertritt, fehlt die unvoreingenommene Beobachtung von Neuntklässlern. Neuntklässler porträtieren nicht wie Zwölftklässler, Neuntklässler suchen im Porträt nicht dasjenige, was Wesen und Inhalt des Porträtierens der zwölften Klasse ist, ihr Bestreben ist vom Wesen und Inhalt vielmehr jener Zeit verwandt, die wir als die Renaissance und die holländische Malerei kennen! Den Neuntklässlern interessiert die genaue Beobachtung, die exakte Darstellung, die Lichtverhältnissen, die Proportionen, eine gewisse "Kopier-Lust" beflügelt sie. Genau diesem Bedürfnis kann mit der Kunstepoche der neunten Klasse entsprochen werden.

Wenn wir von diesem Gesichtspunkt aus an die Aufgabe des Kunstunterrichtes der neunten Klasse herangehen, bieten sich zwei Kunstmotive an, die sich durch sämtliche Kultur- und Stilepochen hindurchziehen. Es sind das Motiv der menschlichen Gestalt und dessen abstrakt architektonisches Gegenbild: die Säule.

Ist es nicht sonnenklar, dass sich die Auseinandersetzung mit dem Bild des Menschen - das in der gesamten Menschheitsentwicklung eine so zentrale Rolle spielt - sich in dem Grundbedürfnis einer neunten Klasse spiegelt?

Bevor man das Schuljahr nach gerechten Epochenportionen aufteilt, soll man sich zunächst darüber aufklären, welche Fähigkeiten man bei den Schülern wecken und wie man im Üben dieser Fähigkeiten vorgehen will. Wer Fähigkeiten übt, denkt auch in Zeiträumen anders als der, der die Verpflichtung fühlt bestimmte Inhalte vermitteln zu müssen. Das Üben braucht Zeit und kann nicht ausschliesslich im Klassenzimmer betrieben werden. Durch Exkursionen wird man die Schüler an Kunstwerke heranführen müssen, eine Diashow mag wohl eine Orientierungshilfe sein, bildet aber keinen Ersatz für das wirklich eigene, räumliche Anschauen der Kunst. Ich komme später auf diese Exkursionen zurück.

Wie sollen die Schüler an die bildende Kunst herangeführt werden?                                             Ich möchte hier zunächst eine grobe Gliederung geben, die ich später detaillierter ausführen werde.                                                                                                                                                      In einer ersten Unterrichtsstunde haben wir uns mit den Fragen auseinandergesetzt: «Was ist Kunst und welche Künste gibt es?»

Wir haben die Künste nach bildenden und musischen Künsten eingeteilt, haben charakterisiert wie sich die bildenden Künste im Raum, die musischen Künste in der Zeit entfalten.

Ich habe eine Vorschau gegeben, welche Künste in der Oberstufe wie und wann durchgenommen werden.

Darauf habe ich einen Vorblick auf die bevorstehende Epoche gegeben, wie wir uns zunächst mit alten Kulturen befassen und dafür grobe Kenntnisse der Geografie und der Geschichte aneignen müssen, bevor wir uns dann mit deren Kunstwerken auseinandersetzen.

Die Heftarbeit und die Hefteinteilung habe ich besprochen.

In der vier wöchigen Unterrichtsepoche bearbeiteten wir zunächst die alt-ägyptische Kultur, dann folgte die griechische Kultur.                                                                                                                  In der Griechischen und Römischen Zeit löst sich der Kulturstrom von den geografischen Bedingungen. Er wird politisch und strebt eine Hegemonie an. Anschliessend wurde die Verbreitung des Christentums, wie die Mission der Iro-Schottischen Mönche besprochen. Die Byzantinische Kunst, die Völkerwanderungszeit und die Herrschaft Karl des Grossen folgten. Die Stilepochen, Romanik und Gotik, mündeten darauf in die Renaissance. Es folgte die Reformation und je nach der zur Verfügung stehenden Zeit, konnte ich noch Ausblicke über diesen Zeitraum hinausgeben.


Exkursionen

Im Kontext mit diesem Fach machte ich mit verschiedenen Klassen Kunstexkursionen, die ich separat schildern werde. Zum Beispiel eine dreitägige Reise nach Strasbourg, auf den Odilienberg und nach Colmar oder eine zweitägige Reise nach Basel (Skulpturensammlung und das Münster) oder eine Exkursion nach Zürich, in die Altstadt und zum Grossmünster.


Auswahl vom Bildmaterial zu dieser Kunstepoche                                                                              Zu den Kultur- und Stilepochen zeichnete ich Plakate in einer Höhe von 70 cm. Ich konnte damals noch keine befriedigend grosse Kopien machen, wollte auch keinen "Dia-Vortrag" halten. Die Zeichnungen erinnerten an dem Zeichenunterricht und stimulierten zum Nachzeichnen, denn die Schüler wussten, wie man solche Zeichnungen hinkriegt. Es ist hier vorläufig eine Auswahl an Zeichnungen abgebildet. Ich werde sie später in dem Text zu den Inhalten der Epoche verarbeiten und ergänzen. Der ägyptische Thron und die Stele hinter dem stehenden Wächter habe ich jeweils auf die Tafel gezeichnet, hier sind sie auf dem Computer gezeichnet worden.


Reiseskizzen (Strasbourg, Odilienberg, Colmar)

Im Zeichenunterricht der 9. Klasse hatten wir eine gewisse Fertigkeit erlangt in:                Räumliche Darstellung                                                                                                              Kontrastübungen                                                                                                                              Strukturen                                                                                                                              Proportionen (Körper und Kopf)                                                                                                  Skizzieren

Auf dieser Reise wurden vor allem die Beobachtungsmethode von Kunstwerken (Kunstunterricht) und die Technik im Zeichnen (Zeichenunterricht) angewendet. Nicht nur die Schüler, auch der Lehrer skizzierte.

Zunächst wurden mit Linien die Raumformen auf das Papier gebracht. Diese Linien mussten zart und fein gehalten werden, denn erst wenn die Objekte in ihrer Anordnung stimmig gezeichnet waren, konnte weiter gearbeitet werden. Dann ging es darum die Kontraste herauszuarbeiten. Da eigneten sich die Fachwerkhäuser besonders.


Die Balken - meistens dunkel - umgrenzten die weiss verputzten Wandflächen und sie klärten die Perspektiven, die auf dem Bild gezogen werden mussten. Dann folgten die Fenster. Wo war der Schatten? Leuchteten die Fensterflächen auf oder waren sie schwarz? Jetzt wurden hell angestrahlten und im Schattenbereich liegenden Partien gesucht und entsprechend den Schatten gezeichnet.


Eine schöne Studie bildete das Westportal vom Strasbourger Münster. Um das Tympanon gibt es viele Rundbögen, die mit vielen Darstellungen geschmückt sind. Wie lässt sich dieses Portal zeichnen, wenn man die Details nur andeuten will? Wie viel einfacher ist das Portal in Colmar (links), wo überhaupt keine Darstellungen sind und man mit dem Stift nur das architektonische Linienspiel abbilden muss. Dieses Problem der Vielheit an Details gilt es immer zu überwinden. In der Architektur wie in der Natur.




Die Fiale beim Münster vom Strasbourg mit dem Stützpfeiler darunter und den Stützbogen sind eine Studie wert. Der Stützbogen und der Stützpfeiler verhindern, dass die Wand und das Dach auseinandergedrückt werden. Neuere Berechnungen - die man in der Zeit dieses Baues noch nicht machen konnte - ergaben, dass das Gewicht der Fiale genau der Masse entspricht, die der Pfeiler zusätzlich aufnehmen muss um die Stützfunktion zu optimieren. Die Baumeister jener Zeit "sahen" diesen Zusammenhang.





So gab es unzählige Sujets, an denen wir uns üben konnten.