Kunstunterricht 12. Klasse

Aus den Mitteilungen der Rudolf Steiner Schule Zürcher-Oberland, 1987

Hans van der Heide

"Die Architektur ist vom Geist                                                     einer Epoche abhängig, und der                                                 Geist einer Epoche ist geprägt                                                 von der Tiefe der Geschichte,                                                       dem Erfassen der Gegenwart und                                               der Beurteilung der Zukunft."

Le Corbusier

Kapelle, Notre-Dame-du-Haut, Ronchamp

   Im Kunstunterricht der 12. Klasse wird der Werdegang der Baukunst behandelt. Dieser Werdegang kann nicht losgelöst von der Entwicklungsgeschichte der Menschheit angeschaut werden. Die Bauwerke sind ja in ihrer Gestaltung und ihrem Ausdruck Zeugen dieser Menschheitsevolution. In ihnen lebt sich das aus, wie sich das Bewusstsein des Menschen in immer neuen Stufen empor entwickelte.

So klingt in diesem Unterricht alles dasjenige, was die Schüler in den vorangegangenen Schuljahren im Geschichts- und Kunstunterricht aufgenommen haben, noch einmal nach und erfährt durch den baukünstlerischen Aspekt eine Ergänzung. Als Lehrer bemerkt man bald, dass man hier auf einer gefestigten Grundlage aufbauen kann. Bildlich gesprochen, konnte ich in dieser Klasse wirklich erleben, wie wenn ich mit den Schülern, auf einem Bergesgipfel angelangt, das herrliche Vergnügen hatte, die Weite und Grösse einer vertrauten und geliebten Bergwelt zeigen zu dürfen.

Das ist vielleicht die Freude, die dem Lehrer und den Schülern zu Teil wird, dass eine Zusammenschau, eine gewisse Abrundung erreicht wird.

Aber jede Abrundung eines Schulungsweges hat auch eine ernste Note. Sie bedeutet ja, dass man bald "auf sich selbst" gestellt sein wird, dass man "aus sich heraus" die Richtung für den weiteren Lebensweg wird bestimmen müssen. Und da kann man sich fragen, wie einem denn Kunstbetrachtungen dabei helfen können, solche Entscheidungen vorzubereiten?

Diese Überlegung führt uns zu dem ganz anderen Aspekt, unter dem man diesen Unterricht betrachten kann. Indem ich mich mit dem Entwicklungsgang der Menschheit befasse und diesen bis zur heutigen Zeit verfolge, lebe ich mich in einen Evolutionsstrom ein. Ein Strom, der nicht plötzlich stockt oder anhält, bloss weil ich an dem Zeitpunkt angelangt bin, wo ich selbst lebe. So wie ich durch meine Gedanken und Handlungen von Gestern dasjenige vorbereite, was Morgen und Übermorgen eintreten wird, so verbinde ich mich durch die Geschichtsbetrachtung mit jenen Impulsen, die in Zukunft erst Realität werden. Wenn ich weiss, woher ich komme, werde ich auch jene Ziele finden, die ich mir in Zukunft stellen kann.

Um die Entwicklung der Baukunst von ihren Anfängen an verfolgen zu können, müssen wir weit in die Vergangenheit zurückgehen. Die ersten Kulturströmungen mögen einem da zunächst als ein blosses Nebeneinander und Nacheinander, im Raum und in der Zeit, erscheinen. Befasst man sich eingehender mit dieser Materie, so entdeckt man erstaunliche Entsprechungen und eigentümliche Gegensätze, die zwischen diesen Kulturen bestehen. Ja gerade dadurch, dass man anfängt, diese Kulturen aufeinander zu beziehen, erscheint einem die Welt von einem geheimnisvollen Spannungsnetz durchzogen, aus dem die Eigengesetzlichkeit der Baukunst zu sprechen beginnt. Was sich im dritten Jahrtausend vor Christus in Europa als Megalithkultur zeigt, hat seinen Gegenpol im südlich gelegenen Ägypten. Was sich im vierten Jahrhundert vor Christus im Osten entwickelt, findet seinen polaren Gegensatz ca. ach Jahrhunderte später im Westen. Und was sich in der Mitte dieser Spannungsfelder als griechisch-römischer Kulturimpuls entwickelt, man könnte es als Wiege der weiteren Entwicklungsgeschichte der Baukunst bezeichnen.

An Hand der folgenden skizzenhaften Betrachtungen möge dieser Zusammenhang charakterisiert sein.

Die Nord-Süd-Polarität, 3000 v. Chr. bildet die Megalithkultur Europas einerseits, die ägyptische Kultur im Niltal andererseits.

                                                                                                             Stonehenge, England

   Die Kultstätten der Megalithkultur bestehen aus Steinsetzungen. Sie können aus einem einzigen Monolith, aus Steinreihen, Steinkreisen oder aus aufgerichteten Steinen, die einen Deckstein tragen, bestehen. Diese elementarsten Grundformen: Punkt, Linie, Kreis, Innenraum stehen in einem unmittelbaren Bezug zum Kosmos und der Erdenwelt. Ja, sie sind in ihrer Erscheinungsform gleichsam vom Kosmos "eingestrahlt" und an ihrem Orte durch die Beschaffenheit der Landschaft wie vorbestimmt. Oft kann zum Beispiel von solchen Stätten aus, der Ort des Sonnenaufgangs zu einer bestimmten Jahreszeit (Tag- und Nachtgleiche, Sommersonnenwende, Wintersonnenwende) durch eine Einbuchtung eines am Horizont verlaufenden Gebirgszuges markiert sein.

Wenn man bedenkt, dass diese Kultur von Ackerbau und Viehzucht lebte, so begreift man, dass die kosmischen Gesetzmässigkeiten als die alldurchdringenden, lebenerhaltenden Wirkenskräfte angeschaut wurden. Vermeiden sollte man deshalb, diese Kultstätten als Observatorien zu bezeichnen. Vielmehr betrachte man sie als Einstrahlungsorte. Sowohl die Konfiguration der Steinsetzung, als auch der Ort offenbarten den Kundigen die kosmischen Gesetze, machten übermenschliches Wirken "sichtbar".

Vielleicht ist deshalb auch erklärlich, dass die Steine dieser Kultstätten meist in ihrer natürlichen Form belassen wurden.

Im Gegensatz zur nördlichen Megalithkultur steht die Alt-Ägyptische: eine Kultur, die in einem Lande entsteht, das durch seine geographische Lage praktisch von der übrigen Welt abgeschnitten ist. Umgeben von Wüsten und abgegrenzt durch die Mittelmeerküste, entstehen hier Bauwerke, die weniger als Offenbarungsorte kosmischen Wirkens aufgefasst werden können. Die Pyramiden wurden aus einer tiefen Weisheit, einer höhen Erkenntnis kosmischer Gesetzmässigkeiten erbaut. Sie können nur auf Grund einer ungekannt hochentwickelten Mathematik und Astronomie konstruiert worden sein.

Nicht nur sind die Pyramiden mit äusserster Genauigkeit nach den vier Himmelsrichtungen gebaut. Alle Gänge und Galerien im Innern der Pyramide liegen in der Geraden zu bestimmten Sternbildern.

Schon die einfache Form dieser Bauwerke ist Ausdruck dieser allumfassenden Weisheit. Nach den vier Himmelsrichtungen ist dieser Baukörper durch das "Dreieck", das Symbol des Göttlichen, begrenzt. Was sagt es uns anders, als dass hier der Ort ist, wo göttliche Weisheit die Materie durchdringt und gestaltet. Vierfach tritt sie im irdischen Raum in Erscheinung.

Im Osten löst erst der Buddhismus (4. Jh. v. Chr.) jene gewaltige Kulturströmung aus, die sich, von Indien ausgehend, über ganz Asien verbreitet. Die Lehre Buddhas ist ganz auf ein Leben in einem Jenseitigen gerichtet. Sie will den Menschen von seinem irdischen Leiden (Alter, Krankheit, Tod) erlösen. Nicht das Eintauchen einer kosmischen Weisheit ins Irdische ist Ziel und Richtung dieser Geistesströmung, sondern das Hinausführen aus dem Irdischen, aus dem sinnlichen Elemente (der als Maja = Illusion bezeichnet wird).

Die heiligen Stätten, die hier erbaut werden, sind Bauwerke, die nicht betreten werden können. Sie werden von aussen angeschaut, sie werden in Prozessionen umschritten, aber sie enthalten zunächst keinen Innenraum.

Diese Heiligtümer (Stupa genannt) sind Bild des Jenseits, Bild des Himmelgewölbes. Die kleine Harmika oben darauf stellt den heiligen Ort dar, jenseits der Erde, jenseits von Geburt und Tod. Nach Buddhas Worten sollten diese Bauwerke als Zeichen errichtet werden, als Wahrzeichen des Buddhas, des geistig Erleuchteten. 

                                                                                                        Stupa in Sanchi, Indien

   Im Westen gelangen die Kulturen von Mittel- und Südamerika erst nach Christi Geburt zur Hochblüte. Die Tempelstätten Mittel-Amerikas (Mexiko, Guatemala) mögen den ägyptischen Pyramiden zunächst verwandt erscheinen, sind aber in ihrer Baugestalt und Funktion völlig verschieden. Vielmehr sind sie das Gegenbild derjenigen Bauform, die wir eben in Indien kennengelernt haben. Ist die Kuppelform der Stupa Bild der Weiten des Himmels, so ist die Pyramide Mittel-Amerikas Bild der Erdenwelt. Durch die Vierheit wird immer die physische Welt versinnbildlicht. Durch die Vierheit orientieren wir uns räumlich wie zeitlich in der physischen Welt. Eben diese Vierheit ist das Gestaltungsprinzip, das der Pyramide Mittel-Amerikas zugrunde liegt. Entweder lagert sie breit und schwer auf der Erdoberfläche und erhebt sich stufenartig bis zum abschliessenden Vierecksplateau (z.B. Sonnenpyramide von Teotihuacan), oder sie steigt ungestüm steil aus den Urwäldern Guatemalas empor, wie wir das bei den Tikalpyramiden sehen können. Die Pyramide selbst ist aber nur als Erd-Erhebung aufzufassen, als ein Sockel, der eine Tempelstätte trägt.

Bei den meisten Bauwerken, ja auch in der Plastik, finden wir hauptsächlich das Vierecksprinzip vorherrschend.

Dass mit dem Kult und in der Führung des Volkes Ziele verfolgt wurden, die auf Herrschsucht und auf Entfesselung schwarzmagischer Kräfte schliessen lassen, möge hier nur erwähnt sein.

Wenn wir unseren Blick soweit über die Erdkugel haben schweifen lassen und dann zur griechisch-römischen Kulturepoche fortschreiten, können wir verfolgen, wie das kosmische Prinzip, das in den Kulturen des Nordens und Südens vorherrschte, hier eine ganz neue Dimension erfährt.

Auch erscheint die Ost-West-Polarität in einem eigentümlichen Verhältnis zu diesem Kulturraum. Hier finden wir weder eine welt-abgewandte - noch eine im Irdischen verhaftete Anschauung. Wie eine Übergangsform zwischen Ost und West nimmt sie sich aus.

In Griechenland wird die Götterwelt als schicksalsbestimmendes Prinzip und als Gestaltungsprinzip der vier Naturreiche erlebt. Ihr erbaut man Tempel in differenzierter Baugestalt, denn seine Proportionen sollen der Gestalt des entsprechenden Gottes angemessen sein. Und nichts verbirgt dieser Bau. Den Weiten der umliegenden Landschaft geöffnet, gibt er Kunde, wie gegenwartsnah das Göttliche empfunden wurde.

Es würde hier den Rahmen sprengen, die subtilen baukünstlerischen Gesetzmässigkeiten, die diesen Bauten zugrunde liegen, darstellen zu wollen.

Im nun darauffolgenden Römertum wird der Gott Mensch, oder der Mensch wird Gott gleich. Der Imperator, der Kaiser des Römischen Reiches, wird als ein Gott von Fleisch und Blut verehrt.

Der grösste Kuppelbau der Antike wird gebaut: das Pantheon (Rome). Zum ersten Mal betritt der Mensch eine Raumform, die gleich dem Himmel auf Erden erscheint. Wie erstaunt es einen aber, die Innenfläche dieser Kuppel mit einer Kassettendecke ausgekleidet zu finden! Diese Kuppelform trägt in sich die Vielzahl des Vierecks.

Eine zweite Bauform dieser Zeit ist der Triumphbogen. Dem Cäsar erbaut, wurde diese Pforte das Tor, wodurch der Herrscher des Reiches seinen triumphalen Einzug hielt.

Die schillernde Macht und der Prunk dieses Reiches überdeckt aber ein Ereignis, das zunächst verborgen, den Hauptimpuls für die weitere Entwicklung der Baukunst bedeutet: Das Mysterium von Golgatha.

Dreihundertfünfzehn Jahre bleibt das Christentum verhüllt, werden die Christen verfolgt. Erst im Jahre 330 wird das oströmische Reich christlich. Byzanz bekommt den Namen Konstantinopel und wird christliche Reichshauptstadt. Bald erscheinen die ersten christlichen Bauten. Die Basilika, die erste Baugestalt der christlichen Kirche, erinnert uns an die Bauformen des römischen Reiches. Das erhöhte Mittelschiff mit den zwei Seitenschiffen, gleicht es nicht dem mächtigen Triumphbogen in verwandelter Form? Und die Apsis, die aus einem halbzylindrischen Baukörper mit halbem Kuppeldach besteht, hat diese nicht ihre Verwandtschaft mit dem Pantheon, nur dass die Innenfläche der Kuppel, statt mit einer Kassettendecke mit einem herrlich farbigen Mosaik ausgekleidet ist? Ein Mosaik, das das Zeichen oder das Bildnis des Christus abbildet? Ein neuer Herrscher aus dem Kuppelgewölbe des Himmels hält durch das verwandelte Tor Einzug in die versammelte Gemeinde.

                            römischer Triumpfbogen                          Romanische Basilika, Portale

                                     Pantheon, Rom                             Romanische Basilika, Apsis

   Dieses neue Gestaltungsprinzip der Basilika erfährt im Mittelalter mit dem Bau des romanischen Domes seine höchste Ausprägung.

Das Grundmass des Domes ist die Vierung. Diese entsteht dort, wo das Mittel- und Querschiff einander durchdringen. Nach vorne geschlagen, ergibt diese Vierung die Raumgrösse des Mittelschiffes, nach hinten die Raumgrösse des Chores, nach rechts und links bestimmt es das Mass des Querschiffes. Vom Zentrum dieses Baues in die Peripherie, in die vier Himmelrichtungen, weitet sich dieses Grundmass. In schönster und wahrster Form bringt dies zum Ausdruck, was Inhalt des Christentums ist: Das göttliche Prinzip hat sich mit der Erdenwelt verbunden und findet durch diese Baugestalt seine edelste Ausdrucksform.

Mit der Gotik bekommt die Baukunst einen völlig neuen Einschlag. Dasjenige, was in der Romanik noch als Harmonie und Wohlklang empfunden werden kann, es scheint in den gotischen Kathedralen entschwunden. Die Vertikalen des Baues, die zum Gewölbe hochstrebenden Bogen der Fenster und Portale, alles ist von einer Sehnsucht zum Höchsten, zum Erhabensten ergriffen. Chrétien de Troyes, Wolfram von Eschenbach schreiben den Parzival. Werke, die vom gleichen Feuer zum Höchsten durchglüht sind.

In der Renaissance erwacht die Menschheit zur Individualität. Die Biografie als Literaturform erscheint. In der Baukunst entsteht der Bau-Entwurf. Durch Grundriss und Aufrisszeichnungen, durch Modelle, statische Berechnungen und perspektivische Zeichnungen werden die Bauwerke von nun an geplant. Und in alledem wird ein neues Prinzip wirksam: die menschliche Leibesgestalt, ihre Gesetzmässigkeiten, ihre Proportionen, ihre Physiologie, kurz ihr ganzer Bau als Träger der menschlichen Persönlichkeit wird Gegenstand von Wissenschaft und Kunst zugleich.

Fühlten wir uns in der gotischen Kathedrale noch emporgehoben in eine übermenschliche Dimension, so sprechen die Bauten der Renaissance in Verhältnissen, die nicht länger wesensfremd, sondern wesensverwandt sind.

Zu steigern vermag der Barock die Entsprechung zum Menschen. Einen genialen Vertreter finden wir in dem Baumeister Borromini. Borromini lässt die Fassaden seiner Bauwerke sprechen durch Bewegungen, die er mit der Gestik, mit den Gebärden des Menschen bewusst ein einem Zusammenhang sieht.

Der Rokokostil führt zwar diese Lebendigkeit und Dynamik weiter, lässt diese aber in Dekoration und Ornamentik zur Illusion werden: nur noch als Schmuck zieren sie die Gebäude.

Im Klassizismus verstummen alle vorangegangenen Bestrebungen. Pompöse Bauwerke, Paläste, Schlösser entstehen. Sie wirken schwerfällig, kaum erfrischend. Der Zeitgeist des Klassizismus durchsetzt sie nicht mit neuen schöpferischen Kräften. Er verwendet die schon gefundenen Formelemente und bildet daraus seine Monumentalbauten. Erst um 1900 tritt eine Wende ein.

Zunächst greift der Jugendstil noch in einer gewissen Art auf den dekorativen Charakter des Rokoko zurück, nur dass der ornamentale Charakter, meist vom Pflanzenmotiv ausgehend, über lineare Dekorationen zu freien plastischen Reliefgestaltungen ganzer Häuserfassaden führt.

Hauptsächlich erfährt die Baukunst aber grundlegende Veränderungen durch das Auffinden und die Anwendung neuer Werkstoffe.

Wer "die fünf Punkte zu einer neuen Architektur" von Le Corbusier liest und hofft, hier die Devise eines neuen Stiles umschrieben zu finden, wird enttäuscht. Es ist nichts anderes als ein Loblied auf den neuen Werkstoff, den Stahlbeton, und seine ungeahnten Möglichkeiten, Zweck- und Nutzbauten so zu errichten, dass sie in ihrer Form eben nur Ausdruck dieser Zweckmässigkeit und Nützlichkeit sein können. Le Corbusier, 1887 in La Chaux-de Fonds geboren, ging zunächst ganz auf in dieser Euphorie der vorher ungekannten Möglichkeiten. Masslos und restlos überdimensioniert gestaltet er in Entwürfen ganze Städte um, ja, entwickelt sogar einen technisch perfekten Plan für eine 3-Millionen-Stadt.

In den fünfziger Jahren rückt dasjenige, was durch die Form und Gestalt eines Baues wirken kann, wieder viel stärker ins Zentrum. Utzon stellt sein Modell für das Opera House von Sydney vor. Le Corbusier baut die Kapelle Notre-Dame du Haut in Ronchamp. Eine Neuzeit ist angebrochen. Die Architektur lebt nicht länger in der Faszination des "Machbaren". Sie erhebt sich über die Eigengesetzlichkeit der neueren Bauphysik und der modernen Bautechnik. Neue Wege der Gestaltung werden gefunden.

Es ist mir bewusst, dass diese Betrachtung über einen so weit gespannten Zeitraum vieles unberücksichtigt lassen musste. Vielleicht mag es manchen Leser enttäuschen, dass er eben zu unserem Neubau der Schule und jenen Impulsen, die Rudolf Steiner für einen neuen Baustil gab, gar keine Anhaltspunkte fand. Die Impulse Rudolf Steiners begründen aber keinen traditionellen Baustil. Sie sind nicht historisch aufzufassen. Vielmehr werden sie durch diejenigen Architekten, die sich um diese bemühen, erst sichtbar.

_______________

Dürnten, 21.09.2019                                                                                 Hans van der Heide

Ergänzungen, ein Literaturverzeichnis und Hinweise erfolgen noch.